Der Zimmermeister Daniel Poguntke ist für seine Kunden auf den Baustellen und in der Werkstatt ständig mobil im Einsatz.

Stadt, Land, Meer

Vor 15 Jahren gründete Daniel Poguntke mit Kollegen das Meisterkollektiv, inzwischen ist er alleiniger Inhaber. Das Geschäft brummt. Von mehr Zeit am Meer und weniger Arbeit kann der Zimmerermeister im hohen Norden Deutschlands nur träumen.
Vor 15 Jahren gründete Daniel Poguntke mit Kollegen das Meisterkollektiv
Daniel Poguntke
Zimmerermeister

2006 gründete Daniel Poguntke gemeinsam mit sechs Holzbau-Kollegen das Meisterkollektiv. Von dem Kollektiv ist bis heute eine enge Partnerschaft geblieben. Den Firmennamen hat er behalten. Von Seevetal aus sind seine 12 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter vor allem in der Metropolregion Hamburg unterwegs

Montag morgens sind wir mit Daniel Poguntke auf der Baustelle in einem Wohnviertel südlich von Hamburg verabredet. Seine Mitarbeiter treffen pünktlich mit den roten Firmentransportern ein, auf denen unübersehbar das Logo des Meisterkollektivs prangt. Der Chef selbst fährt mit seinem schwarzmatten amerikanischen Chevy-Pickup vor: ein Youngtimer, wie man so schön sagt, und auch ein Stück Nostalgie, das ihn an seine Walz quer durch die USA erinnert.

Daniel Poguntke ist ein Freigeist. Und er gehört zu jenen Leuten, die eine eindrucksvolle Kompetenz und Autorität ausstrahlen, ohne dass sie das ständig vor sich her tragen müssten. Mit knapp über 40 wirkt er abgeklärt und gelassen – und ist doch ständig in Aktion. Er ist Chef eines Zimmereibetriebs – ohne dass er das tagtäglich chefmäßig unter Beweis stellen muss. Er weiß, was er kann – und das ist eine ganze Menge.

Meister, Macher, Multitasker
Rahmen und Verschalung der modernen Holzhäuser müssen dem teilweise rauen Ostsee-Klima standhalten.

Meister, Macher, Multitasker

Auf der Baustelle erneuert Poguntke mit seinem Team den Dachstuhl, die Dachpfannen werden gerade angeliefert und von den Mitarbeitern auf dem First in Empfang genommen. Zudem soll die Giebelwand eine Holzfassade bekommen. Der Meister legt selbst Hand an, bespricht sich mit seinem Vorarbeiter und gibt einer der drei Lehrlinge, die gerade in seinem Betrieb ausgebildet werden, noch paar Tipps auf den Weg. Er ist voll da, auch wenn er gedanklich immer auf mehreren Baustellen gleichzeitig operiert. „Es ist nicht so, dass wir uns vor Aufträgen kaum retten können, aber die Geschäfte laufen sehr gut“, freut sich Daniel Poguntke.

Daniel Poguntke beim Plattenzuschnitt mit der HKC 55 und der neuen SYS-PowerStation.

Wenn man in der glücklichen Lage ist, sich die Jobs quasi aussuchen zu können, sind ungewöhnliche Aufträge natürlich besonders verlockend. Das Projekt „Meerleben“ zum Beispiel, wohin uns der Zimmerermeister am Nachmittag mitnimmt: eine Feriensiedlung zwischen Wismar und Boltenhagen, 800 m vom Oststeestrand entfernt. Der Münchner Architekt Patric F. C. Meier vom Büro agmm Architekten hatte die Idee, hier auf einer leichten Anhöhe 14 ökologische Holzbauhäuser zu planen und als Baugemeinschaft im Kollektiv zu errichten.

Modernes Holzhaus

Ökologischer Holzbau am Meer

Zu dem gemeinschaftlichen Konzept gehört auch, dass den Holzhäusern ein gemeinsamer Entwurf zugrunde liegt, der nach den Vorstellungen der Eigentümer individuell ausgestaltet wird. Die Außenwände bestehen stets aus einem 16 cm tiefen KVH-Rahmen mit 24 mm Douglasienverschalung als Fassadenbekleidung. Für eine ökologische Dämmung sorgen eingeblasene Holzfasern aus unbehandeltem Tannen- und Fichtenholz, das kleinste Haus auf dem Gelände hat sogar eine Seegrasdämmung. 30 mm Massivholzplatten aus Weißtanne versteifen das Rahmenwerk nach innen.

„Das Spannende ist, dass bei dieser konsequenten Art von Holzbauweise der Rohbau auch gleichzeitig Innenausbau ist“, erklärt Daniel Poguntke, der in dem Projekt sozusagen als Doppelagent involviert war: als Holzbauer für die gesamte Feriensiedlung; und als Eigentümer und Mitglied der Baugemeinschaft. In seinem eigenen Haus hat er größtenteils geschliffene Holzoberflächen an den Innenwänden angebracht. Als optische Alternative und zur Steigerung der Isolierung wurden alle Innenraumoberflächen an den Außenwänden mit einem Feinlehmputz versehen.

Modernes Holzhaus

Schön hat er es hier, der Daniel Poguntke. Jetzt, wo das Feriendorf und sein Haus fast fertig gestellt sind, könnte der Zimmerer das „Meerleben“ richtig genießen, wenn er nur ein bisschen mehr Zeit und weniger Arbeit hätte. Daran ist momentan nicht zu denken. Stattdessen sitzt er an einem mächtigen Holztisch mit wunderschöner Maserung, klappt sein Laptop auf und arbeitet – immerhin mit dem schönen Gefühl, da arbeiten zu dürfen, wo andere Urlaub machen.