
Altes Holz, neues Leben
Bei Fisch&Tisch bekommt Parkett eine zweite Chance

Wie kamst Du auf die Idee, Tische aus altem Parkett herzustellen?
Das gesamte Projekt habe ich damals über Instagram ziemlich gut dokumentiert und als ich dann Parkettreste übrig hatte und auf die Idee kam, daraus einen Tisch zu bauen, fand ich über einen Post auch direkt einen Interessenten und der Stein kam ins Rollen.

Wie kamst Du zu Deiner Werkstatt?
Die Halle, in der wir heute fertigen, fand ich tatsächlich durch Zufall. Ich besichtigte eigentlich die Kantine eines alten Industriegeländes, die aber für mein Vorhaben nicht geeignet war. Gegenüber stand ein unfassbar schönes Backsteingebäude mit riesigen alten Fenstern und ich fragte den Vermieter, was in dieser Halle ist. Es handelte sich um eine ehemalige Schmiede und Schlosserei, die jedoch zuletzt nur noch als Lager für alte Holzspulen genutzt wurde. Da mein Vermieter den Schlüssel dabei hatte, zeigte er mir die Halle und ich wusste sofort, dass sie das neue Zuhause von Fisch&Tisch werden würde. Wir machten einen Deal und ich kümmerte mich um die "Entsorgung" der Holzspulen, indem ich sie über Kleinanzeigen verschenkte.

Ist Fisch&Tisch mittlerweile Dein Hauptberuf?
Wie sieht Deine Kundschaft aus? Wer kauft bei Dir Tische?
Hierbei ist es uns wichtig, dass wir erstmal eine Bestandsaufnahme machen und Lösungen dafür finden, dass nicht alles gleich weggeschmissen wird, wie es sonst der Fall ist. Solche nachhaltigen Konzepte wollen wir in Zukunft auf jeden Fall verstärkt angehen.

Wie viele Tische hast Du bisher gefertigt? Wie viele Quadratmeter Parkett wären das?
Wo bekommst Du das Parkett her und welche Herausforderungen bringt die Aufbereitung mit sich?
Ursprünglich viel über Kleinanzeigen. Das Problem bei der ganzen Sache ist, dass wir kein verklebtes Parkett verwenden können, denn am Ende sitzt da eine Familie am Tisch und wir wissen nicht, wie viel von den Schadstoffen aus dem Kleber in das Holz gegangen ist. Deswegen verwenden wir nur schwimmend verlegtes oder vernageltes Parkett.
Irgendwann fing es dann an, dass wir Tipps bekamen über Instagram und dann darüber auch direkt der Kontakt hergestellt wurde. Mittlerweile habe ich auch Kontakt mit Immobilienservices, Städten und Kommunen, die Nachhaltigkeitsmanager eingestellt haben und mehr Materialien wieder in den Kreislauf zurückführen möchten. Für die ist das ein super Deal, denn ich zahle ja auch noch dafür.
Wir haben dadurch Böden aus Sporthallen, auf denen viele Sportler schon Erfolge gefeiert haben, gleichzeitig aber auch Böden aus alten Hofgütern und Jugendstilvillen. In vielen dieser Böden stecken so viele Geschichten, dass man teilweise schon etwas ehrfürchtig ist.
Unser letzter Fund aus einem alten Hofgut hatte auf der Unterseite der Dielen sogar noch ein Gedicht vom damaligen Parkettleger. Dieses Stück wird natürlich nicht zu einem Tisch verarbeitet, sondern bekommt einen extra Platz.
Der älteste Boden, den wir bislang hier in den Händen halten durften, war ein Stück aus dem Schloss Versailles, auf dem bereits Ludwig XIV. gelaufen ist.


Welche Verarbeitungsschritte folgen, nachdem Du die Parkettteile bekommen hast?
Ist das Parkettstück dann rückstandsfrei, schieben wir es durch den Vier-Seiten-Hobel, wodurch wir wieder ein Parkettstück bekommen, das schön rechtwinklig und gleich groß ist und das nur noch vorne und hinten abgelängt werden muss.
Das Parkettstück verleimen wir dann auf eine Grundplatte und passen je nach Verlegemuster die Längen auf den Kunden an. Bei einem extrem großen und breiten Konferenztisch versuchen wir, passende größere Parkettstücke zu verwenden.
Dann bringen wir Rahmenhölzer um die Platte an, damit man den Aufbau von Grundplatte und Parkettboden nicht sieht. Bei den runden Platten spannen wir einen Massivholzanleimer einmal drumherum.
Danach läuft die Platte das erste Mal durch die Breitbandschleifmaschine und je nach Verlegemuster wird noch ein Gegenzug angebracht, damit die Platte schön gerade bleibt. Dann ist es noch viel Schleifen und ein bisschen Fräsen und dann kommt nur noch das Gestell an die Platte und der Tisch ist fertig.


Was ist Deiner Meinung nach das Besondere an euren Tischen?
Es ist ja kein Geheimnis, dass das Holz heutzutage eine deutlich andere Qualität hat als früher, die Bäume müssen schneller wachsen, es wird schneller abgeholzt, es ist keine Zeit mehr da. Wir haben noch Holz, das Zeit hatte zu wachsen und das ist richtig schön. Teilweise sieht man auch Mineralablagerungen oder Spurenelemente und das ist quasi das Gesicht des Holzes.
Wir planen nicht, welches Stück wo hingelegt wird, sondern wir legen einfach passend das Muster und was dabei entsteht ist immer schön, es wird nie falsch. Es ist eher so, dass wenn ein Kunde nicht so viele Astlöcher will und ich dann versuche, irgendwo Teile auszutauschen, dann wirkt die Platte sofort ein bisschen fremd. Ich finde, das ist einfach etwas Schönes, wenn man diesen Effekt hat.

Was ist Dein Lieblingsparkett?

Welche sind Deine Lieblingstools von Festool und warum?
Ich muss auch sagen, dass ich die Domino super finde. Das ist einfach ein gutes System und es ist auch sehr wichtig, dass die Rahmenhölzer schön angeleimt sind, und mit der Domino macht das einfach Spaß.
Bei mir findet man tatsächlich auch nur Werkzeug von Festool, von Exzenterschleifer über Tauchsäge und Akkuschrauber bis hin zu den Oberfräsen. Ich finde es einfach schön, dass das alles ein System ist und die Tools auch sinnvoll und wertig sind, deswegen wurde das Geld am Anfang immer direkt in neue Maschinen investiert und ich bereue es nicht, denn es macht einfach Sinn. Wir arbeiten jetzt zu dritt hier, wir haben vernünftiges Werkzeug und es geht nichts kaputt, das wird auch wertgeschätzt. Mir war es von Anfang an sehr wichtig, dass wir mit qualitativ hochwertigem Werkzeug arbeiten können und da ist Festool einfach unschlagbar.
Welche Rolle spielt Nachhaltigkeit in Deinem Geschäftsmodell? Was macht Fisch&Tisch so erfolgreich?
Gleichzeitig haben wir hier einen Raum, der nicht nur eine klassische Schreinerei ist, sondern auch ein Showroom oder ein Community Space. Wir veranstalten Events und haben eine Art Markthalle gelauncht, wo wir einmal im Jahr Künstlerinnen und Künstlern aus der Umgebung die Möglichkeit geben, bei uns in der Halle zu präsentieren. Wir bieten den Leuten eine Plattform, deswegen hat sich dieser Raum so toll entwickelt. Das ist die Idee dahinter, dass wir mit Fisch&Tisch eine coole Mission erfüllen mit den alten Böden und gleichzeitig diesen Ort hier nutzen, um dem Thema Nachhaltigkeit Ästhetik zu geben.
Deshalb funktioniert Fisch&Tisch auch so gut, weil es mehrere Faktoren sind. Wir haben ein spannendes und auch nachhaltiges Produkt, wir haben schöne Bilder, die meine Schwester macht, ein tolles Netzwerk an Freunden, Bekannten und Familie, die noch bei allem unterstützen und wir haben eine tolle Halle. Das sind die vier Säulen, die Fisch&Tisch zu dem machen, was es ist. Wir machen traditionelles Handwerk, bringen aber eine gewisse Nachhaltigkeit mit rein und auch eine gewisse Ästhetik.
Wenn man dann noch überlegt, dass ich mehrmals im Monat Nachrichten von Azubis bekomme, die es richtig cool finden, dass man auch im Schreinerhandwerk etwas Anderes machen kann und die teilweise für ihre Gesellenstücke Holz wiederverwenden, das finde ich noch krasser. Man schafft damit ein totales Umdenken in der nächsten Generation, die sich jetzt diesem langen Prozess widmet und dieses starke Feedback ist mit am schönsten an der ganzen Sache.

Was sind Deiner Meinung nach Herausforderungen für junge Menschen im Handwerk?
Zum anderen sollten junge Menschen, die den Entschluss gefasst haben, etwas Neues zu machen, viel mehr unterstützt werden. Ich habe schon so oft Gespräche geführt, in denen Respekt für den Mut der Selbstständigkeit ausgesprochen wurde, oft aber im gleichen Atemzug kritische Fragen gestellt wurden. "Und was, wenn du kein Parkett mehr bekommst? Dann stehst du da in deiner großen Halle." Wir sollten uns gegenseitig viel mehr ermutigen und supporten, denn das Handwerk ist so wichtig und es braucht noch viel mehr Menschen, die sich dem Thema Nachhaltigkeit im Handwerk annehmen.



































