Felix Wilhelm

Holz gegen Silber

Bauschreiner und WorldSkills-Teilnehmer Felix Wilhelm im Interview

Felix Wilhelm
Bauschreiner
Der mittlerweile 22-Jährige hat direkt nach seiner Ausbildung die Landesmeisterschaften in Baden-Württemberg gewonnen und war anschließend Deutscher Vizemeister. Bei den WorldSkills wird er in der Kategorie „Bauschreiner“ antreten und sein herausragendes Wissen und Können bei den anspruchsvollen Massivholzarbeiten unter Beweis stellen.

Trainiert und betreut wird er von Bundestrainer Michael Martin und dem WorldSkills-Experten Markus Rauscher, der eine Weltmeister von 2005, der andere Vizeweltmeister von 2007.

Auf welche besonderen Herausforderungen bist du während des Wettbewerbs gestoßen?

Während des Wettbewerbs gab es viele Herausforderungen. Eine der größten Herausforderungen war, dass der Wettbewerb in einem fremden Land, in ungewohnter Umgebung und unter enormen Zeitstress stattfand.

Wie hast du den Wettbewerb erlebt?

Ich habe den Wettbewerb sehr schön und gut organisiert in Erinnerung, nur leider ist die Zeit viel zu schnell vorbei gegangen. Während des Wettbewerbs gibt es ja schon Druck, sei es zeitlicher oder auch qualitativer Natur.

Was hat dir am meisten geholfen, mit dem Druck umzugehen?

Durch die verschiedenen Wettbewerbe habe ich gelernt, mit dem Druck weitestgehend umzugehen, jedoch war der Druck bei der Weltmeisterschaft nochmal anders. Ich selbst habe versucht, mir wenig Druck zu machen und auf das zu vertrauen, was ich kann und was ich trainiert habe.
Work in progress

Wie war die Stimmung während des Wettbewerbs tagsüber und abends? Hattest du Kontakt zu anderen Teilnehmern?

Die Stimmung war während des Wettbewerbs sehr angespannt, ich hatte kurz vor und kurz nach dem Wettbewerb immer nur begrenzt Zeit, mich mit meinen Kontrahenten zu unterhalten. Beim Abendessen konnte ich mich dann immer mit den anderen Teammitglieder austauschen und den nächsten Tag besprechen.

Gab es einen besonderen Moment oder eine Schlüsselerfahrung, die während des Wettbewerbs besonders für dich war?

Diese eine Schlüsselerfahrung gab es bei mir so nicht, jedoch, wenn man am Abend gesehen hat, wie weit und vor allem wie gut die anderen Teilnehmer sind, hat mich das immer gepusht, noch schneller und genauer zu arbeiten.
Felix Wilhelm bei der Vorstellung der Festool Produkte

Wie hat dein Umfeld – Familie, Freunde, Lehrer oder Mentoren – dich bei deiner Vorbereitung und deinem Erfolg unterstützt?

Die Unterstützung war großartig, sei es von Freundin, Familie, Freunden, Trainer, Sponsoren und Verband. Alle hatten meist Verständnis, dass ich wenig Zeit hatte und oft unterwegs war. Und dass ich meine Familie auch in Lyon vor Ort zu wissen wusste, war ein schöner Gedanke und die Überraschung, dass meine Kumpels am letzten Wettbewerbstag und zum Deutschen Abend da waren, hat mich sehr gefreut!

Was war dein erster Gedanke, als du erfahren hast, dass du eine Silbermedaille gewonnen hast?

Im ersten Moment konnte ich es gar nicht fassen, da ich überhaupt nicht damit gerechnet habe, aber jetzt bin ich umso glücklicher.

Welche Kenntnisse und Fähigkeiten haben dir deiner Meinung nach geholfen, um so weit zu kommen?

Ich denke die Fähigkeit, unter Druck schnelle Entscheidungen zu treffen, sich von anderen wenig beeinflussen zu lassen und zudem noch extrem genau und strukturiert zu arbeiten haben mir sehr geholfen.

Silbermedaille gewinnen

Wie hat der Wettbewerb deine Sicht auf deine berufliche Zukunft verändert oder beeinflusst? Hattest du ein Maskottchen für den Wettbewerb? Wenn ja, welches?

Meine Schwester hat mir kurz bevor ich abgeholt wurde ein Glücksschwein mit einer Medaille mitgegeben.

Gab es Momente, in denen du dich einfach wegbeamen wolltest und nicht mehr dabei sein?

Solche Momente gab es bestimmt, aber aufgeben war nie eine Option für mich.

Was war dein schönster Moment bei den WorldSkills 2024?

Ich glaube es gab zwei schönste Momente: Einmal, als der Schlusspfiff kam und alles auf einmal vorbei war und der andere war, als mir die Silbermedaille umgehängt wurde.

... und was war dein schwierigster?

Mein schwierigster Moment war der Abend beziehungsweise die Nacht vor dem letzten Wettbewerbstag, als ich den vierten Wettbewerbstag durchgeplant habe und mir bewusst wurde, dass die Zeit verdammt knapp wird.

Was denkst du hinsichtlich deiner Vorbereitung auf die WorldSkills? War das Training - aus heutiger Sicht - so richtig oder würdest du manches anders machen - mit dem Wissen von heute?

Das Training war gut über das Jahr verteilt. Mit meinem zusätzlichen Training zuhause und meiner angefangenen Selbstständigkeit blieb nicht mehr viel Zeit übrig für Freizeit, dies würde ich jetzt anders machen.
Team DE

Was und wer hat dir im Training gutgetan?

Die Unterstützung durch meinen Trainer, Experte, aber auch durch meine Freunde und Familie hat mir sehr geholfen. Ich hatte je nach Situation immer einen Ansprechpartner und Ratgeber für verschiedene Situationen.

Hast du Ratschläge für andere junge Menschen, die in einem ähnlichen Bereich erfolgreich sein möchten?

Das aller Wichtigste ist, Spaß daran zu haben, was man macht, das Ziel vor Augen zu haben und auch nach Rückschlägen wieder aufzustehen und weiterzumachen.

Was hilft Dir dabei auch in schwierigen Momenten des Wettkampfs durchzuhalten und erfolgreich zu sein?

Mir hat sehr dabei geholfen, dass ich darauf vertraut habe, was ich kann und nie den Ehrgeiz zu verlieren, weiterzumachen.

Was sind deine nächsten Schritte nach dem Erfolg bei den WorldSkills? Gibt es spezielle Projekte oder Ziele, die du dir gesetzt hast?

Nach den WorldSkills will ich meine Werkstatt weiter ausbauen und einen vollwertigen Schreinereibetrieb aufbauen.
Wettkampf

Wie siehst du die Zukunft des Wettbewerbs und der Berufsausbildung im Allgemeinen?

Die Berufsausbildung in Deutschland wird immer besser und wird auch international hoch angesehen. Die Zukunft des Wettbewerbes ist allerdings schwer einzuschätzen. Es gibt immer mehr asiatische Länder, die sehr viel mehr Zeit und Geld in die Vorbereitung investieren und dadurch auch erfolgreicher sein können.

Was gefällt dir am meisten in der Arbeit als Tischler/Schreiner?

In dem Beruf Schreiner/in entdeckt man häufig Kreativität, Vielfältigkeit, Einzigartigkeit und die Kundennähe. Daher finde ich es nicht nur schön am Ende des Tages zu sehen, was man aus einem „bloßem“ Holzstück geschaffen hat, sondern auch die verschiedenen Wünsche der Kunden zu kreieren und diese damit glücklich zu machen. Außerdem liebe ich es mit dem Werkstoff Holz zu arbeiten und daraus etwas zu schaffen. Auch ist die Arbeit/die Aufträge die man als Schreiner/in erledigt, von Tag zu Tag anders, wodurch der Alltag stets abwechslungsreich bleibt.

An welchem Projekt arbeitest du gerade?

Gerade baue ich an einem größeren Einbauschrank, der als Raumtrennung dienen soll und von beiden Seiten bedienbar sein sollte. Hierbei muss natürlich bedacht werden, dass genügend Stauraum für beide Seiten vorhanden sein sollte, welches ich durch Fachböden, Kleiderstange und Schubladen gelöst habe. Auch ist ein besonderes Highlight an diesem Schrank, dass die Schubkästen aus dunklem Nussbaum selbst gezinkt sind. Bald geht es an das Einbauen, Blenden/Sockel/… anpassen, etc.
Team Germany

Ist der berufliche Alltag dann nicht langweilig im Vergleich zu so einem aufregenden Wettkampf?

Nein, absolut nicht. In meinem Beruf sticht die Vielseitigkeit hervor, wodurch es jeden Tag neue Kundenwünsche/-aufträge mit neuen Herausforderungen gibt.

Wie helfen Dir die Wettkampferfahrungen im Alltag weiter?

Die Wettkampferfahrungen helfen mit insbesondere in meinem Alltag dabei, mit Stress und Druck umzugehen und meinen Arbeitsalltag gut strukturiert zu halten und dabei den selbst kalkulierten Zeitplan einzuhalten.

Wie helfen Dir unsere Tools dabei, erfolgreich zu sein?

Die präzisen Festool Tools verleiten dazu, exakt zu arbeiten und vereinfachen mir mit vielen Tools die Arbeit. Aber auch erziele ich mit ihnen eine hohe Effizienz und habe dabei noch Spaß mit ihnen zu arbeiten.

Welche drei sind deine persönlichen Lieblingstools?

Akkuschrauber, Handkreissäge und Tischkreissäge

Was möchtest du in der Zukunft erreichen?

Natürlich möchte ich weiterhin mit Erfolg selbstständig arbeiten und mit meinem Wissen und wachsender Erfahrung den jüngeren Handwerkern/innen zur Seite stehen und ihnen auch ein Vorbild sein.
Felix Wilhelm

Willst du am Ende jemandem für die Unterstützung während deines Lebens danken?

Ja, ich würde mich gerne bei meinem Trainer und Experte, den Sponsoren und dem Verband für die Unterstützung bedanken, aber auch ein herzliches und großes Dankeschön an meine Freunde und Familie, und insbesondere meiner Freundin, die alle stets zu mir standen, mich unterstützten und auch verstanden haben, wieso ich in diesem Zeitraum nicht so viel Zeit für sie alle hatte.